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Birsfelder Hafen

Pioniere erobern Birsfelder Hafen

Gymnasiasten übernehmen die Arbeit des Rheins: Sie roden ganze Ödlandflächen und machen den seltenen Pionierspflanzen Platz. Lagerfeuerstimmung lockert Schwerstarbeit auf.

Um seltenen Pionierpflanzen das Überleben zu sichern, wird im Birsfelder Hafen hart gearbeitet. Früher wurde diese Arbeit von der Birs übernommen. Sie flutete in regelmässigen Abständen das Land und vernichtete die dortige Vegetation. Dadurch wurde Platz für seltene Pionierpflanzen, wie zum Beispiel den Knorpelsalat, die Rheinische Flockenblume, die Zarte Miere und das Gemeine Leimkraut, geschaffen. Diese Pflanzen können dank der Arbeit der fleissigen Helfer aus dem Gkg auf den neu gerodeten Flächen, auch Ödlandflächen genannt, siedeln. Ohne das Abroden der ganzen Vegetation würden diese seltenen Pflanzen von anderen Pflanzen verdrängt. Die Arbeit ist anstrengend und mühselig. Um die Flächen vollständig von den anderen Pflanzen zu säubern, muss der ganze Boden aufgehackt und alle Pflanzen müssen mit den Wurzeln ausgerissen werden. Zum Glück müssen nicht alle Flächen im Hafen gesäubert werden, da die Pionierpflanzen erst nach ungefähr drei Jahren verdängt werden, müssen im Turnus von zwei Jahren jeweils nur bestimmte Flächen gesäubert werden.

Das Erste, was wir vom Kurs 2 zu sehen bekamen, waren hart arbeitende, hackenschwingende Schüler, die wie wild den Boden bearbeiteten. Auch sonst sah alles nach Schwerstarbeit aus. Die Pressesprecherin vor Ort sagte uns aber, dass alles nicht ganz so wild sei. Am Mittwoch sei zum Beispiel eine Exursion geplant und zu Mittag werde gegrillt. Das liessen wir uns natürlich nicht nehmen und so besichtigten wir den gemütlichen Grillort, natürlich nur für die Reportage. Die Cervelas, die wir dabei verzehrten, waren nur dazu da, uns möglichst gut in die harte Arbeit der Schüler hinein zu versetzen. Die Motivation in der Gruppe war trotz harter Arbeit verständlicherweise gut. Dies liege auch daran, da die Schüler einen Sinn in der Schaffung neuer Ödlandflächen sehen, wurde uns von der Pressesprecherin mitgeteilt.

Einsatzgebiet

Projektbeschreibung

Kiesbänke von einer Erstvegetation befreien und neue Ödlandflächen schaffen - was früher die Birs verrichtete, ist heute Aufgabe der Teilnehmer des Ökokurses Birsfelder Hafen. Grund dafür ist der bereits 1798 von Johann Jakob Schäfer ins Auge gefasste Plan zur Korrektur des Unterlaufs der Birs: «Wenn der Birs-Fluss ... auf die erforderliche normal-Breite von 10 Basler Feldruthen (45 m) nach Gründen der Hydrotechnik gehörig in ein neues Bett eingedämmt wird, so können 270 Basler Jucharten (ca. 90 ha) Land nicht nur urbar gemacht, sondern auch das schon gegenwärtig in Gefahr liegende urbare gesichert werden, anfänglich durch Pflanzung guter Arten Weiden, Platanus, Pappeln und Ellern (Erlen), in der Folge aber zu nützlichen und einträglichen Wiesen angelegt werden» Dieser Plan zur Gewinnung von wertvollem Kulturland wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts auch in die Tat umgesetzt, hatte aber zwangsläufig den Verlust von Naturlandschaft zur Folge. Anders als von Schäfer prognostiziert, finden sich heute zwar oftmals keine Wiesen, aber einträglich ist das neugewonnenen Land als Hafenareal allemal. Als dann im Jahre 1985 eine weltweit einzigartige Orchideenart (Basler Ragwurz) auf dem Hafengelände entdeckt wurde, begannen Bestrebungen zum Erhalt dieser und anderer Pionierpflanzen. Diese bestanden daraus, dass einerseits bestehende Ödlandflächen durch Rodung der Erstvegetation von Verbuschung und Verwaldung geschützt wurden und andererseits auf Gesetzesebene eine Verpflichtung zur Errichtung von Ausgleichsflächen bewirkt wurde. Einige dieser Ausgleichsflächen werden nun im Rahmen des Ökokurses Birsfelder Hafen in Handarbeit von der Vegetation befreit, um das Gedeihen von ein- bis zweijährigen Pionierarten wie dem Knorpelsalat, der Rheinischen Flockenblume, der Zarten Miere und dem Gemeinen Leimkraut sicherzustellen. Entschädigungen für die harte körperliche Arbeit gibt es viele, sei es die gemütliche Grillstelle über Mittag, die Exkursionen ins Umland oder das gute Gefühl, einen wertvollen Beitrag zum Erhalt seltener Pflanzenarten erbracht zu haben.