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Birsfelder Hafen

Birsfelder Hafen - Die Massenvernichtung des Unkrauts

Bild Legende:

Immer wieder saust die Hacke auf den knochentrockenen Boden. Die ausgerissenen Pflanzen werden in einen Eimer gestopft. Was sich zuerst wie Naturvandalismus anhört, ist ein für die Ökologie lebenswichtiger Prozess.

Als die Birs vor vielen Jahren begradigt wurde, verschwanden viele Ökosysteme, die seltene Pflanzen beherbergten. Neben einem Gebäude im Birsfelder Hafen ist ein einziges kleines Biotop übrig geblieben. Dieser Lebensraum wird aber von Unkraut bedroht. Diesem nun wird durch Schüler des GKG zu Leibe gerückt.

Wir werden von sonnengebräunten Schülern begrüsst. Auf dem Feld ist es wirklich heiss. Die Sonne scheint erbarmungslos auf unsere Häupter und heizt die trockene Luft weiter auf. Die Schüler sind zwar müde, aber auch froh, da sie gerade ihre Mittagspause haben. Dazu wird in den kühlen Wäldern gegrillt.

Die Kiesbank am Hafengelände ist ein wertvolles Biotop, viele seltene heimische Pflanzenarten leben dort. Das Problem ist, dass invasive Pflanzenarten die heimischen Arten verdrängen. Unser „Unkrautvernichtungskommando“ ist bereit, den bedrängten Pflanzenarten zu Hilfe zu eilen. Mit Hacke und Schaufel wird der Boden sterilisiert. Eine stumpfsinnige Arbeit, die das Gehirn nicht anstrenge, behaupten die Schüler. Bei dieser Arbeit könne man sich aber so richtig abreagieren, auch wenn es bei dieser Hitze eine unglaublich anstrengende Arbeit sei.

Zuerst hat ein Biologe natürlich die Pflanzen markiert, die zu schützen sind und nicht ausgerissen werden dürfen. Bei den nicht markierten Stellen gibt es jedoch totalen Kahlschlag. Nur noch Steine und Staub bleiben übrig. Das Kommando arbeitet gründlich und exakt.

Die Schüler müssen aber nicht nur hacken. Sie machen auch eine Exkursion in die Umgebung und erfahren so mehr über die seltenen Schönheiten der Pflanzenwelt, der wir leider viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken.

Einsatzgebiet

Projektbeschreibung

Kiesbänke von einer Erstvegetation befreien und neue Ödlandflächen schaffen - was früher die Birs verrichtete, ist heute Aufgabe der Teilnehmer des Ökokurses Birsfelder Hafen. Grund dafür ist der bereits 1798 von Johann Jakob Schäfer ins Auge gefasste Plan zur Korrektur des Unterlaufs der Birs: «Wenn der Birs-Fluss ... auf die erforderliche normal-Breite von 10 Basler Feldruthen (45 m) nach Gründen der Hydrotechnik gehoerig in ein neues Bett eingedämmt wird, so können 270 Basler Jucharten (ca. 90 ha) Land nicht nur urbar gemacht, sondern auch das schon gegenwärtig in Gefahr liegende urbare gesichert werden, anfänglich durch Pflanzung guter Arten Weiden, Platanus, Pappeln und Ellern (Erlen), in der Folge aber zu nützlichen und einträglichen Wiesen angelegt werden» Dieser Plan zur Gewinnung von wertvollem Kulturland wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts auch in die Tat umgesetzt, hatte aber zwangsläufig den Verlust von Naturlandschaft zur Folge. Anders als von Schäfer prognostiziert, finden sich heute zwar oftmals keine Wiesen, aber einträglich ist das neugewonnenen Land als Hafenareal allemal. Als dann im Jahre 1985 eine weltweit einzigartige Orchideenart (Basler Ragwurz) auf dem Hafengelände entdeckt wurde, begannen Bestrebungen zum Erhalt dieser und anderer Pionierpflanzen. Diese bestanden daraus, dass einerseits bestehende Ödlandflächen durch Rodung der Erstvegetation von Verbuschung und Verwaldung geschützt wurden und andererseits auf Gesetzesebene eine Verpflichtung zur Errichtung von Ausgleichsflächen bewirkt wurde. Einige dieser Ausgleichsflächen werden nun im Rahmen des Ökokurses Birsfelder Hafen in Handarbeit von der Vegetation befreit, um das Gedeihen von ein- bis zweijährigen Pionierarten wie dem Knorpelsalat, der Rheinischen Flockenblume, der Zarten Miere und dem Gemeinen Leimkraut sicherzustellen. Entschädigung für die harte körperliche Arbeit gibt es viele, sei es die gemütliche Grillstelle über Mittag, die Exkursionen ins Umland oder das gute Gefühle einen wertvollen Beitrag zum Erhalt seltener Pflanzenarten erbracht zu haben.