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Allschwil und Schönenbuch

zwei stark vom Fluglärm betroffene Gemeinden
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2.1 Ein Interview mit Frau R. Greiner (Gemeindepräsidentin, Allschwil) und Herrn A. Zimmermann (Landrat, Schönenbuch)

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1. Wann wurde der Luftverkehr so erhöht, dass der Lärmpegel zur Belastung der Bewohner wurde?
Herr Zimmermann: Zu Beginn des "Flugzeitalters" in Basel flogen die Flugzeuge mit Propellern. Mit der Umdisponierung auf Düsentriebwerke nahm auch die Lärmbelastug einen drastischen Verlauf! Was jedoch verheerend ist, ist dass die nun schon lauten Flugzeuge die Lärmschlaufe (führt Flugzeuge durch minder besiedeltes Gebiet) nicht einhalten.
Frau Greiner: Zusätzlich trug der Einsatz von schweren und alten Maschinen zu einer Belastung bei. Auch Frachtmaschinen senkten den Lärmpegel in keinster Weise!!

2. Wann sind die "Stosszeiten" in der Luft?
Frau Greiner: Man könnte sagen, es gäbe vier Hauptflugzeiten, welche den  Morgen, die Vormittagszeit, den späteren Nachmittag sowie auch den späteren Abend betreffen.
Herr Zimmermann: Schlimm ist vorallem der Nachtflugverkehr um die Einschlafszeit (zw. 20:00 Uhr und 22:30 Uhr). Da aber die Nachtsperrzeit infolge Verspätungen und dem Frachtflugverkehr (Post) auch nicht eingehalten wird, entwickelt sich die Nacht zu einem unerträglichen "Hörspiel"!!

3. Sind Lärmprobleme die einzige Belastung?
Frau Greiner:Nein, natürlich ist da auch noch die Angst vor Flugzeugunglücken, welche sich ja bekanntlich meist in den Start - und Landephasen ereignen. Dies beführwortet wiederum auch eine dringende Einhaltung der Lärmschlaufe!
Herr Zimmermann: Nebst dem gösseren Risiko eines Unglückes lastet auch die Luftverschmutzung, welche die Flugzeuge verursachen, auf unseren Schultern! Man könnte sagen wir leben in Lärm, Verschmutzung und in Angst infolge des starken Luftverkehrs.

4.  Wo ist die Lärmbelastug am stärksten?
Frau Greiner: Bei uns ist vorallem der Dorfkern vom Fluglärm stark beeinflusst.
Herr Zimmermann: Ich würde sagen, dass der Fluglärm in Schönenbuch sowie auch in Hegenheim und Binningen die Lebensqualität verringert.

5. Werden in diesen Gebieten trotz der Kenntnis über das Lärmproblem Wohnsiedlugen gebaut?
Frau Greiner: Ja, man muss natürlich auch bedenken, dass dort das Bauland viel günstiger ist, was somit auch "billiger wohnen" bedeutet.
 Herr Zimmermann: So viel ich weiss, ist jetzt das neue Projekt "Rosenberg", aufgrund der überschrittenen Lärmgrenzwerte auf starke Kritik gestossen und wird evtl. gar nicht mehr bewilligt.

6. Was schlagen Sie Leuten vor, die sich aufgrund der Belastungen an Sie wenden?
Herr Zimmermann: Sie sollen reklamieren per Telefon sowie sich auch schriftlich über die Belastungen beklagen. Meist erscheint dies zwar augenscheinlich sinnlos, jedoch werden immer Statistiken aufgestellt, in welchen dann die Beklagungen an Gewicht gewinnen.
Frau Greiner: Auch ich rate zur direkten Reklamation beim Flughafen.

7. Was schlagen Sie zur Verbesserung vor?
Frau Greiner:Die Plafonierung des Flugverkehrs sowie auch ein Nacht - und Sonntagsflugverbot.
Herr Zimmermann: Dem kann ich mich nur anschliessen, wobei ich noch auf eine dringende Einhaltung der Lärmschlaufe tendiere. Auch setze ich mich für die Begrenzung von der weltweiten Nutzung auf eine regionale ein. Der verringerte Einsatz von Frachtflügen soll auch zu einem erträglichen Geräuschpegel beitragen.

8. Was wurde schon erreicht und was ist in Zukunft geplant?
Frau Greiner: Positiv hat sich eigentlich noch nicht viel verändert. Ausser, dass wir evtl. Ideen in die Köpfe der Crossair gerufen haben, was unter anderem auch der Ausbau der Ost-West Piste beinhaltet.
Herr Zimmermann: Wobei ich hier anfügen möchte, dass der Ausbau teilweise von der Bevölkerung finanziert werden soll. Was ich absolut nicht befürworte, da nur eine kleine Prozentzahl den Luftverkehr in Anspruch nimmt.

9. Was halten Sie von der Idee, das Kerosin zu besteuern?
Herr Zimmermann: Das halte ich für eine gute Lösung,da sich auf diese Weise die Flugkosten verteuern, und so der Flugverkehr nicht von der ganzen Bevölkerung beansprucht werden kann.
Frau Greiner: Ich halte dies ebenfalls für eine gute Lösung, da ja die Bahn auch mit einer Mehrwertssteuer belastet ist.

10. Wie bewerten Sie den Vorschlag von Paul Kurrus, den Flugverkehr teilweise nach Osten zu verlegen?
Herr Zimmermann: Dies finde ich keine gute Idee infolge neu entstehender Konflikte mit unseren Landesnachbarn. Überhaupt bin ich nicht für eine Verlegung (Aufteilung), sondern für eine grundsätzliche Eindämmung des Flugverkehrs.
Frau Greiner: Dies könnte einen Vorteil bringen. Jedoch ist die Ost-West Flugpiste für Frachtflüge und grosse Flugzeuge zu klein, was bedeutet, dass wir immer noch die grösste Lärmbelastung haben.

11. Hat die Gemeinde den Eindruck, der Flughafen baut aus, um mehr Verkehr zu generieren oder ist es umgekehrt?
Herr Zimmermann : Ja, da noch ein dritter Ausbau geplant ist, werden sie sicher nicht mit weniger Verkehr in Zukunft rechnen.
Frau Greiner: Ja, ich denke, dass der Ausbau vorallem zur Vergrösserung des Flugverkehrs beitragen soll.

12. Achten die Gemeinden bei der Eröffnung von Firmen darauf, dass die Arbeiter beruflich nicht auf den Flugverkehr angewiesen sind?
Frau Greiner: Nein, in die Pläne der Firmen können wir nicht eingreifen. Dies ist jedoch der einzige Profit, den wir aus dem Flugverkehr schlagen können.
Herr Zimmermann: Ich befürworte den Luftverkehr, der von der Region beansprucht wird, bin aber gegen eine internationale wirtschaftliche Nutzung.

Anmerkungen:

  • Ab Basel wurde der Flugverkehr reduziert: KLM und British Airways   6 Flüge weniger
  • Langstrecken (New York, Mexiko, teilweise Kuba) aufgehoben
  • Zunahme der Flugbewegung (1998-1999) = 7%
  • Zunahme der Passagiere (1998-1999) = 18%
  • Keine Zunahme im Luftfrachtverkehr (1998-1999)

2.2 Stellungsnahme des EuroAirports zum Konflikt "Fluglärm in Allschwil und Umgebung" durch Pressesprecher Herr A. Hatt

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Der Pressesprecher des EuroAirports erklärt uns, dass es sich bei diesem Konflikt um eine Situation handelt, in der eine konstruktive Lösung in naher Zukunft nicht absehbar ist. Es sei sehr schwierig, mit Leuten zu verhandeln, die der Meinung sind, ständig hintergangen zu werden. "Auch wir versuchen, eine Lösung zu finden, die für alle Parteien akzeptabel ist. Dies ist aber leichter gesagt als getan, da sich die Lösungsvorschläge meist als nicht realisierbar herausstellen." Auch zum Vorwurf der Gemeinden zur "Hinhaltetaktik" resp. zum mangelndem Informationsfluss kann Hatt klar belegen, dass sich dies aufgrund der französischen Gesetzgebung (Luftfahrt), der der Flughafen unterliegt, nicht ändern lässt, aber die Informationen frühstmöglich an die Öffentlichkeit gelangen. Die Unterstellung, dass der Flughafen ausgebaut werde, um mehr Verkehr zu generieren, bestreitet Hatt, da der Ausbau einzig und allein wegen Überlastung stattfinde. Dies habe sich vorallem in langen Wartezeiten, Platzmangel und in der daraus resultierenden Unzufriedenheit der Passagiere gezeigt. "Unser Ziel ist die Zufriedenheit aller, doch da dies nicht möglich ist, ist es die Zufriedenheit der Mehrheit, der wir ja aufgrund unseres demokratischen Wahlsystems gefolgt sind. Wir werden versuchen, mit der Aufteilung des Flugverkehrs nach Osten (Ausbau Ost-West Piste) und Änderung der Flugrouten eine bestmögliche Lösung mit den lärmbelasteten Gemeinden zu finden."