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Bibergruppe

3.1. Lebensweise der Biber

Bild Legende:
Bibertal

Knochenfunde aus der Pfahlbauzeit belegen das Vorkommen des Bibers in der Schweiz bereits in prähistorischer Zeit. Viele Ortsnamen weisen darauf hin, dass dieses grösste Nagetier Europas bis ins 16. Jahrhundert ein bekannter Bewohner unserer Gewässer war (Biberbrugg, Bibern, Beberstein usw. ). Auch in der Birs kamen im Jahre 1705 noch Biber vor. Die Zahl der Biber hat dann rapide abgenommen, und gegen Ende des 19. Jh. gab es in Europa nur noch Biberkolonien im unteren Teil der Rhone, in der Elbe, im südlichen Skandinavien und in der Ukraine. Für die Dezimierung der Bestände sind mehrere Umstände anzuführen:

Die Biber produzieren ein Drüsensekret, das Bibergeil, dem die Leute einst heilende Wirkung zuschrieben. Es enthält unter anderem Salizylsäure, einen Bestandteil der meisten heutigen Schmerzmittel.
Das Biberfleisch wurde sehr geschätzt. Da die Tiere wegen ihrer amphibischen Lebensweise für Kaltblüter gehalten wurden, durfte ihr Fleisch auch während der Fastenzeit gegessen werden.
Der Pelz war ein gesuchter Artikel und wurde auch exportiert.
Man war der Meinung, Biber würden Fische fressen, und sie wurden deshalb verfolgt. Seit 1900 werden diese Tiere in vielen Gegenden wieder angesiedelt, so auch in der Schweiz, wo die ersten Exemplare 1957 in der Versoix ausgesetzt wurden.

Biber erreichen ein Gewicht von 15 bis 35 kg. Der haarlose, beschuppte Schwanz wird "Kelle" genannt. Biber haben kleine Augen; ihr Sehvermögen ist daher gering. Die Zehen der Hinterfüsse sind mit Schwimmhäuten versehen. Die zweite Zehe trägt eine Doppelkralle, die beim Reinigen des Felles als "Pinzette" benutzt wird. Das Fell wird mit dem Sekret aus zwei im Hinterleib liegenden Ölsäcklein eingebettet. Die Schneidezähne sind kräftig und sehr gut im Kiefer verankert.

Gehölz
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Gehölz

Der Lebensraum der Biber sind Gewässer mit Uferpartien, die mit Gras, Schilf, Binsen, Seerosen, Gebüschen und Auenwäldern bewachsen sind. Im sumpfigen oder flachen Gelände wird am Ufer eine Biberburg aus Reisig und Baumstämmchen errichtet und mit Lehm abgedichtet. Eine Burg kann 1,5 m hoch und an der Basis 5-7 m breit sein. Der Wohnraum im Innern liegt über dem Wasserspiegel. Eine oder mehrere Röhren führen unter Wasser in die Burg. An flachen Ufern erstellen die Tiere Kanäle, in denen sie unbemerkt von den Äsungsplätzen am Ufer zur Burg schwimmen. Dämme aus Zweigen und Stämmchen werden erstellt, um den Wasserstand zu regulieren - der Biber schafft sich dadurch seinen idealen Lebensraum. Allerdings sind in Europa ausgedehnte Dammbauten selten; die grössten befinden sich im Elbegebiet. Das Hozfällen findet vor allem im Herbst statt; das Baumaterial wird mit dem Munde transportiert oder gezogen. Es dient einerseits zum Bau der Burgen und Dämme, andererseits als Nahrungsvorrat für den Winter, indem nahe am Uferbord entfernt, angelegt. Eine Röhre führt auch hier unter Wasser bis in den Wohnraum.

Biber ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Wurzeln und Rhizomen der Seerosen. Besonders begehrt ist die Rinde von Weichhölzern, wie Espen und Weiden, daneben wird auch die Rinde von Pappel, Haselnuss, Erle, Eiche, Traubenkirsche und von weiteren Baumarten genommen. Je nach Jahreszeit wird die eine oder andere Holzart bevorzugt. Die Zweige werden mit den Vorderpfoten gehalten, und mit den Zähnen wird die Rinde vollständig abgeschabt.

Biber haben einmal pro Jahr, im April oder Mai, nach einer Tragzeit von 16 Wochen zwei bis fünf Junge. Die Jungen sind bei der Geburt schon gut entwickelt, haben einen Pelz und offene Augen. Sie bleiben 4 bis 6 Wochen im Bau und unternehmen die ersten Ausflüge gemeinsam mit den Eltern.

Der Sumpfbiber oder Nutria (Myocostor coypus) aus Südamerika ist mit unserem Biber nicht verwandt. Er wurde seines wertvollen Pelzes wegen in verschiedenen europäischen Ländern eingebürgert. In der Schweiz gibt es keine freilebenden Nutrias. Im Elsass wurden Exemplare bei Hagenau festgestellt.