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Das Hafenareal von Birsfelden

2.1 Das Rheinufer

Dieses schmale Bord bildet einen gesamteuropäisch einzigartigen Orchideenstandort. Schüler und Schülerinnen des GKG haben 1998 eine genaue Zählung vorgenommen und die Flächen kartiert.
Sie fanden 182 Exemplare der Bienenragwurz (Orchis apifera) in vier Varietäten und wenige Exemplare von vier weiteren Orchideenarten.

Bei Orchideenliebhabern ist das Rheinbord längst weitherum bekannt. Die Behörden von Baselland haben aber wenig Verständnis für diese Standorte. Alle Flächen sind als Industrieland eingezont und müssen Gewinn abwerfen. Die Forderungen des Naturschutzbundes, die wichtigsten Flächen unter Naturschutz zu stellen, wurden überhaupt nicht berücksichtigt, obwohl dies bereits im Rheinhafengesetz verankert ist. Auch die Eidgenössischen Vorschriften haben bisher zu keinen Erfolgen für die bedrohten Flächen geführt.
Das grasbewachsene, steile Rheinbord soll nämlich nach den Vorstellungen von Liestal einer senkrechten Betonmauer weichen, damit erstens die Containerschiffe einfacher entladen werden können und zweitens ein weiteres Industriegeleise Platz hat.

Auf einer Exkursion zeigte uns Herr Dr. H. Meier die äusserst seltenen Bienenragwurz-Varietäten und informierte uns über ihren Lebensraum und ihre Bedrohung. Niemand von uns wusste vorher, dass es so nahe bei der Stadt Basel einen solch einmaligen Ort gibt. Wir alle fänden es sehr schade, wenn dieser Lebensraum durch Behörden und Industrie zerstört werden würde. Die wirtschaftliche Bedeutung des Hafens ist uns zwar auch bewusst, aber ein Kompromiss müsste doch möglich sein. Die Verhandlungen zwischen der Regierung von Baselland und der Pro Natura BL laufen noch auf Hochtouren und wir hoffen auf ein für die Ökologie günstiges Ergebnis.

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2.2 Die ehemaligen Kohlelager

Sie bildeten ganz eigentümliche "Landschaften" hinter hohen Mauern. Die Kohlenberge selbst boten kaum Siedlungsmöglichkeiten, aber leergewordene Abschnitte und allerlei Randflächen wurden rasch von Pionieren besiedelt. Der Boden ist schwarz vom Kohlenstaub. In den Ecken wachsen junge Birken, Sommerflieder und Weideröschen. Auf den schwarzen Flächen beginnen im Frühsommer Gräser und Kreuzblütler zu wachsen.
Zum Spätsommer gehören Wärmekeimer wie Hirsen- und Borstengräser. Hinzu kommen Gänsefuss- und Amarantgewächse. Dazwischen trifft man unvermittelt auf Fremdlinge aus fernen Ländern wie Ambrosia und Iva. Aus der langen Reihe der Raritäten seien die fünf Pflanzenarten der schweizerischen Roten Liste herausgepflückt:

  • Drüsiger Gänsefuss
  • Hirschsprung
  • Stinkender Pippau
  • Behaartes Bruchkraut
  • Krummhals

Der Hirschsprung hat hier seinen einzigen aktuellen Fundort in der Region.

Die Kohlenlager sind akut bedroht, denn die Firmen wollen auf den gewinnbringenden Containerverkehr umstellen. Es würden dann viele Stockwerke von diesen Behältern aufeinander gestellt und die Pflanzen am Boden haben keine Überlebenschance mehr. Die Vorschläge der Naturschützer wurden nicht berücksichtigt.
Jetzt wird immerhin ganz im Süden, wo früher Tanklager standen und der Boden betoniert war, ein kleines Naturschutzgebiet von 40 Aren eingerichtet. Man trägt den Boden des Kohlenlagers ab und schüttet ihn hier wieder auf. In zwei, drei Jahren können wir dann sehen, was daraus geworden ist. Die Naturschutz-Fachleute forderten eine Fläche von mindestens 150 Aren, kamen aber damit nicht durch.

2.3 Die Ausgleichsflächen der Planzer AG

Im Basler Natur-Atlas von 1984 war an dieser Stelle noch ein grosser Kiesplatz kartiert, auf welchem die Flora der einstigen Rheinschotter teilweise überleben konnte. Ungestörte Partien gab es allerdings nur an den Rändern und gegen die Staatsgrube zu.
In den folgenden Jahren entstand nun auf einem Teil des Kiesplatzes das Hochsicherheitslager der Novartis (heute Planzer AG). Dank den Verhandlungen mit der Firma und deren einsichtigen Planern, konnte der freie Raum auf drei Seiten des hohen Gebäudes als Naturschutzgebiet eingerichtet werden. Auf 10 Aren wurde der Rheinschotter wieder aufgeschüttet. Die Novartis unterstützte die Verantwortlichen des Naturschutzes bei der Pflege dieser Flächen. Mit der Planzer AG, der neuen Besitzerin, mussten aber wieder zähe Verhandlungen geführt werden.

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2.4 Übrige Flächen

Der Basler Natur-Atlas von 1984 beschreibt an der Hardstrasse ein grosses Areal als Staatsgruben. Hier wurde einst Kies ausgebeutet. Die Ränder sind bewaldet. Es gibt auch einen Tümpel mit drei Amphibienarten und man hofft, dass sich weitere Arten ansiedeln können. Daneben kommen Trockenrasen und Ödlandflächen mit ihrer typischen Pioniervegetation vor. Auch diese grosse Fläche ist bedroht durch Auffüllung, Industriegelände und entsprechende Bebauung.

Die weiteren Flächen sind langgezogene Zonen längs der Strassen mit Rheinschotter-Unterlage und längs der Bahngeleise mit Bahnschottern als Untergrund. Sie tragen zur Vernetzung im Hafenareal bei, das heisst, sie verbinden die grösseren Flächen untereinander und mit den südlich angrenzenden Waldgebieten der Hard. Auf diese Weise konnte zum Beispiel der Feldhase ins Planzer-Areal gelangen, den frühere GKG - Gruppen fotografiert haben. Umso bedauerlicher ist es, wenn wie 1998 grossflächig Herbizide eingesetzt werden und zwar 4 m links und rechts der Bahngeleise. Die SBB bemühen sich künftig, die neuen Weisungen genau einzuhalten.

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