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7.1 Interview mit Herrn Wicki Stadtgärtnerei BS

Michael Wüest und Morris Walter: Herr Wicki, die Kastanienminiermotte kommt ja ursprünglich aus Mazedonien und hat sich dort über Österreich und Deutschland bis in die Schweiz ausgebreitet. Wann wurden hier in Basel die ersten Bäume mit der Kastanienminiermotte befallen?
Herr Wicki: Wir haben im Sommer 1999 die ersten Kastanien angetroffen, welche von der Kastanienminiermotte befallen waren. Lokalisiert war der erste Befall am Hexenweglein in der Nähe der Bahnanlage am St Alban-Ring. Unsere Vermutung ist, dass die Miniermotte auf einem Eisenbahnwagen entlang einer Schienenachse einreisen und sich danach von den Bahnhofsarealen her ausbreiten konnte.

 

Michael: Es werden ja hauptsächlich nur die weissblühenden Kastanien von diesem Schädling befallen. Gab es auch Fälle, bei denen Schädlinge auf die rotblühende Kastanie übergesprungen sind?
Herr Wicki: Wir haben hier in Basel nicht sehr viele rotblühende Kastanien und treffen sie hautpsächlich als Einzelbäume an Einzelstandorten an. Aufgefallen ist uns ausserdem, dass die gelbblühende Kastanie auch von der Kastanienminiermotte befallen wird. Ein Beispiel für diesen Befall finden wir in der Nähe des Claraspitals. Detaillierter kann ich die Frage leider nicht beantworten, da wir kein systmatisches Vorgehen zur Kastanienminiermotte betreiben.

 

Michael: Was wird im Kampf gegen die Kastanienminiermotte hier in Basel unternommen und mit welchen Mitteln geht man gegen sie vor?
Herr Wicki:Da im Fachhandel nur unspezifische chemische Produkte angeboten werden, welche auch einen beträchtlichen Einfluss auf die Umgebung haben, sehen wir von der chemischen Keule ab. Die andere Methode, welche man mit einem Fliegenfallenstreifen vergleichen könnte, ist finanziell leider nicht tragbar und würde auch das Stadtbild beeinträchtigen, da die Bäume nachher das ganze Jahr wie Christbäume aussehen würden. Unsere Bemühungen beschränken sich zur Zeit hauptsächlich auf eine lnformationskampagne, in welcher wir die BesitzerInnen der Rosskastanien auf die Problematik aufmerksam machen und ihnen raten, das befallene Laub unbedingt von dem baumumgebenden Boden zu entfernen und nicht zu kompostieren. Das Ganze ist also eher ein indirekter Kampf gegen die Kastanienminiermotte.

 

Michael: Gibt es einen biologischen Kampfstoff oder einen natürlichen Fressfeind der Kastanienminiermotte?
Herr Wicki: Ja, aber wir stecken im Moment in diesem Bereich noch in der Testphase. Der grosse Durchbruch lässt auf sich warten. Wir hoffen, dass die hiesigen Vögel sich nach und nach auch auf die Kastanienminiermotte spezialisieren und so jenen Bestand dezimieren. Leider ist jedoch der Bestand an Singvögeln nicht ausreichend.

 

Michael: Wie gross ist hier in Basel der Befall an den Kastanien? Wird der Befall über die Jahre hinweg zu- oder abnehmen?
Herr Wicki: Der Befall ist zunehmend und in diesem Jahr um einiges stärker als im letzten Jahr. Um den Befall beurteilen zu können, brauchen wir systematische Forschungsergebnisse, welche uns zur Zeit leider noch nicht vorliegen.

 

Michael: Gibt es in der Schweiz noch andere Orte ausser Basel, welche mit diesem Problem zu kämpfen haben, oder sind wir hier die Einzigen?
Herr Wicki: Ja, wir hatten vor unserem Befall schon aus Bern und Luzern Warnmeldungen. Wir richten das Augenmerk im Moment sehr stark auf die Miniermotte und ihr aktuelles Auftreten.

 

Michael: Der Schädling wurde vor 20 Jahren in Mazedonien entdeckt. Warum erst so spät?
Herr Wicki: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich habe persönlich gehört, dass die Kastanienminiermotte vom amerikanischen Kontinent stammen könnte, wieso sie jedoch in Mazedonien entdeckt wurde, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich vermute, dass sich die Kastanienminiermotte hauptsächlich auf den Hauptverkehrsachsen zu Land, Luft und Wasser ausbreitete.

 

Michael: Sehr geehrter Herr Wicki, ich möchte Ihnen herzlichst für dieses Interview danken und wünsche Ihnen im Kampf gegen die Kastanienminiermotte weiterhin viel Erfolg.
Herr Wicki: Vielen Dank!

7.2 Passantenbefragung

Fragen Ja Nein
Wissen Sie, welcher Baum dies ist? 18 2
Ist ihnen daran etwas besonderes aufgefallen? 4 16
Falls ja: Wissen Sie, um was es sich handelt? 3 1
Ist Ihnen die Kastanienminiermotte ein Begriff? 2 18
Falls ja: Kennen Sie Bekämpfungsmassnahmen? 2 0

7.3 Interpretation der Passantenbefragung

Unsere Umfrage soll repräsentativ sein. Trotz der kleinen Stichmenge kann man jedoch in etwa auf die Gesamtsituation schliessen: Die Rosskastanie ist bekannt, 90% der Befragten wissen immerhin, welchen Baum sie vor sich haben, doch 80% der Passanten achten nicht auf die Bäume. Sie haben keine besonderen Auffälligkeiten bemerkt. Ein Zehntel der Befragten wusste um die Problematik der Kastanienminiermotte. Informationen dazu erhielten sie über Zeitungen und TV, alternativ auch durch Bildungsanstalten. Im öffentlichen Bewusstsein ist die Kastanienminiemotte noch nicht sehr relevant, das liegt evtl. an den Massenmedien, welche das Thema nach den ersten Berichten vor zwei Jahren nicht mehr umfassend aufgreifen. Generell ist zu bemerken, wie niedrig die Quote der "bemerkten" Anomalien ist: Auf die Umwelt wird erschreckend wenig geachtet, was aber ein übliches Problem einer Wohlstandsgesellschaft ist.