Sie sind hier: Startseite / Obsolet / Schule-alt / Ökowoche / 1998-2003 / Einsatz für die Natur / Oberbaselbiet / Bericht der Okowoche 2003

Artikelaktionen

Bericht der Okowoche 2003

1.Tag, Montag (16.6.2003), Ankunft und erster Arbeitstag

Ankunft in Ormalingen: Die erste Gruppe kommt mit dem Postauto in Ormalingen Schulhaus an. Herr Gerard Lang, unsere Lehrkraft, wartet schon mit seinem Auto auf die Ankömmlinge und befördert die Zeltlerinnen und Zeltler hinauf zum höher gelegenen Hof Rötler. Die Schülerinnen und Schüler werden zu einer Lichtung weiter oben im Wald gebracht, wo sie ihre Zelte aufstellen können. Nach und nach treffen immer mehr Ökologiewochler ein und wir richten uns recht gemütlich auf dem einigermassen ebenen Platz ein und beginnen unser individuelles Mittagessen zu verzehren.

Nachmittags um 13.30 Uhr versammeln wir uns auf dem Vorplatz des Hofs und lernen den sehr netten Bauern Peter Ritter kennen, der uns eine Einführung über den Bauernhof, auf dem vorwiegend Fleisch und Milch produziert wird, über die Familie und ihre Mitarbeiter sowie über die Landschaft hält. Auch erklärt er uns, dass der Name Rötler, der Name des Hofs, vom roten Gras im Herbst kommt, weil wegen der guten, hohen Lage die Sonne länger scheint als in den niedriger und gegenüber liegenden Höfen. Nach einer längeren Rede werden die Werkzeuge vorgestellt, welche nun endlich Verwendung finden sollten. Schliesslich sind wir voll ausgerüstet, so dass es an die Arbeit geht.

Das Ziel des heutigen Tages ist es, die Böschung an der Strasse, die zur Farnsburg führt, von Gräsern, Büschen und Bäumchen mittels Sensen, Sicheln und anderen Hackwerkzeugen zu befreien. Die Arbeit geht los und unter der brennend heissen Sonne schwitzen wir mutigen und einsatzfreudigen KämpferInnen Schweiss und Blut.

Im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach knapp 10 Minuten müssen die ersten Schnittwunden mit Pflaster und Desinfektionsmittel versorgt werden. Frohen Mutes arbeiten wir am Strassenrand weiter und terminieren das Leben einiger unerwünschter Pflanzen. Die Arbeit geht langsam zu Ende und der Verschleiss von Werkzeugen (vier gebrochene Sensen von fünf, zwei verlorene Handsicheln) wird aufgedeckt. Geschafft trotten wir zurück zum Zeltlager. Eine Dusche, um uns wieder herzurichten, steht uns auf dem Hof zur Verfügung.
Die Einkaufsmöglichkeiten in Ormalingen und Gelterkinden werden rasch erkannt und wir hungrigen ArbeiterInnen kaufen reichlich Nahrungsmittel ein. Abends am Feuer geniessen wir die ruhige Stimmung, das herrliche Wetter und das idyllische Panorama.

Bild Legende:
Bild Legende:
Bild Legende:
Bild Legende:

2. Tag, Dienstag (17.6. 2003)

Ausgeschlafen und rosig beginnen wir den neuen Tag. Das Morgenessen wird uns von der Familie freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Nachdem wir uns mit starkem Café, frischer Milch und Brot gestärkt haben, geht's wieder an die Arbeit. Die Hecken, ökologische Ausgleichsflächen, müssen von wild wachsenden, hartnäckigen und stachligen Brombeersträuchern befreit werden, damit die jungen Sträucher schön heranwachsen. Vom gesamten Areal des Hofes Rötler müssen laut Verordnungen des Bundes 3,5% ökologisch gehalten werden. Das heisst, es dürfen weder Dünger noch Chemikalien auf diesem Gebiet ausgebracht werden. Auf dem Hof Rötler besteht diese ökologische Ausgleichsfläche vorwiegend aus Heckenstreifen und Magerwiesen.

Das "Gemetzel" geht wieder los; Schweiss und Blut fliessen erneut, den Brombeeren wird der Garaus gemacht. Die Brombeersträucher müssen weg, weil sie durch ihr schnelles Wachstum anderen Sträuchern keine Chance zum Gedeihen lassen. Nachdem wir auch dieses stachelige Hindernis überwältigt haben, gibt es Mittagessen, das uns die Herren Werner Plüss und Peter Imhof zubereitet haben. Nach dem Essen mit der Familie Ritter und den beiden Gästen aus unserem Schulhaus, den Konrektoren Bauer und Zehnder, gibt's eine kleine Siesta. Nach der kurzen Pause gehen wir mit der Praktikantin Chantal auf eine kleine Exkursion auf den benachbarten Bauernhof Farnsburg. Dieser Betrieb wird ausschliesslich biologisch bewirtschaftet: so rennen die Schweine das ganze Jahr draussen herum und erhalten nur Futter ohne etwelche Zusätze. Zudem werden auf diesem Hof auch Callowayrinder und amerikanische Bisons gehalten. Chantal erklärt uns den Betrieb und die Wirtschaft mit dem Büffelfleisch, welches zwar teuer, aber anscheinend sehr gut sein soll.

Das Wetter ist schön wie am Tag zuvor. Temperaturen von über 28° im Schatten bringen uns zum Transpirieren. Einige Quellwolken am Himmel weisen auf ein Gewitter hin, welches glücklicherweise an uns vorbei zieht. Das Landleben ist wunderschön, aber hart, und wir geniessen diese Tage hier oben.

3. Tag, Mittwoch (18.6.2003)

Bild Legende:

Der heutige Tag beginnt trüber als die letzten Tage. Einige dunkle Gewitterwolken vermiesen unsere Stimmung am Morgenessen. Sie wird aber gleich wieder aufgeheitert, denn heute ist Grasmähen angesagt. Daniel Bühler, unsere zweite Lehrkraft, trifft ein. Mit Sensen und Rechen, müden Augen und verstopften Nasen machen wir uns auf den Weg zum Hang. Die unebene Fläche wird von uns mutierten Leistungssportlern innert Kürze gemäht. Das Gras wird sorgfältig mit der Mistgabel zu einer Made aufgehäuft, damit der Bauer mit seinem Traktor das frische Gras aufladen kann. Zurück am Hof, die Werkzeuge verstaut, sind alle ArbeiterInnen ziemlich erschöpft. Das Mittagessen wird fertiggekocht und zwei neue Gäste treffen bei uns ein: Herr Toni Gruber und Herr Paul Müller. Die beiden bringen recht gute Stimmung mit, was sich aufs Wetter auswirkt. Die Sonne lacht und es wird angenehm warm.

Da wir am Morgen alles Gras gemäht hatten, blieb uns ein freier Nachmittag, welchen die meisten zum nach-Hause-fahren nutzten.

4. Tag, Donnerstag (19.6.2003)

Ein Teil der Nahrungsmittel, die die Fam. Ritter benötigt, stammt vom Hof Rötler selbst. So hat die eine Hälfte der SchülerInnen am Morgen Baumnüsse zu knacken, Küchenkräuter und Minze von ihrem Geäst zu befreien, während die zweite Gruppe mit Chantal auf drei Flächen Heu zusammenrechen muss.

Die Temperaturen steigen unentwegt, die Arbeit auf dem Feld ist unter diesen Bedingungen keine allzu angenehme.


Trost ist wiederum das Mittagessen, das heute aus einer üppigen Grillade mit Fleisch von der Farnsburg besteht. Die Qualität dieses Fleisches ist sehr gut, kein Vergleich mit den Fleischwaren der Grosshändler. Das Steak von glücklichen Säuen der Farnsburg schrumpft nicht auf die Hälfte seiner Grösse, kaum kommt es mit Hitze in Kontakt.

Am Nachmittag wechseln die beiden Gruppen ihre Aufgaben. Diejenigen, welche Heu zusammenrechen, fahren zuerst nach Wintersingen. Dort springen Herr Ritter und der Nachbarbauer des Hofes Rötler zur Zeit ein, um einem Bauern zu helfen, dem es nicht gut geht.


Der Schweiss fliesst bei rund 30°C in Strömen, doch nach knapp zwei Stunden ist auch diese Arbeit erledigt, das Heu liegt in langgezogenen Maden auf dem Feld.

Bild Legende:
Bild Legende:

5. Tag, Freitag (20.6.2003)

Heute Morgen ist Kirschenernte angesagt. Die Kirschbäume tragen enorm viele Früchte, doch sind sie zu klein, als dass sie von Coop oder Migros abgenommen werden, um dort als frische Kirschen aus der Region verkauft werden zu können. Denn diese Kirschen müssen einen Durchmesser von mindestens 21 mm aufweisen. Diese Kirschen, die wir heute abgelesen haben, werden zu Schnaps gebrannt oder als Dosenkirschen verwendet.
Das Mittagessen ist wiederum ein kleiner kulinarischer Höhenflug.
Am Nachmittag wird das Material repariert und geputzt, so dass der Bund für Naturschutz, der uns das Arbeitsmaterial zur Verfügung stellt, zufrieden ist. Somit steht das Material für weitere Schulen und andere Gruppierungen zur Ausleihe bereit.

Unser herzliches Dankeschön geht an die Familie Ritter und an die beiden Köche sowie an den Bund für Naturschutz.